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Am 1. Mai ist Tag der Arbeit. Doch was genau feiern wir an dem Tag eigentlich? Wieso wird es Menschen mit Beeinträchtigungen oft so schwer gemacht, eine erfüllende Arbeit zu finden? Und was macht Licht für die Welt dagegen?
1. Mai – Tag der Arbeit
Der erste Mai wird auf der ganzen Welt als “Tag der Arbeit” gefeiert. Es ist ein Tag, der uns daran erinnert, was die Arbeiterbewegung bereits erreicht hat – und wofür sie noch kämpft. Denn das, was heute oft als selbstverständlich betrachtet wird, wurde den Arbeiter*innen nicht geschenkt, sondern hart erkämpft: Zum Beispiel faire Löhne, bezahlter Urlaub und eine wohlverdiente Pension.
Auch wenn sich schon vieles im Bereich Arbeitsrecht zum Guten gewendet hat für die Arbeitnehmer*innen, ist längst noch nicht alles perfekt. Vor allem Menschen mit Beeinträchtigungen kommen am Arbeitsmarkt oft zu kurz. Doch bevor wir uns genauer anschauen, wieso das so ist, wollen wir uns erst noch anschauen, was es bedeutet, Arbeit zu haben.
Arbeit bedeutet mehr als Geldverdienen
Wenn wir von Arbeit sprechen, denken die meisten Menschen vor allem an Geldverdienen. Doch Arbeit bedeutet noch mehr als die Sicherung des Lebensunterhalts. Ambrose Murangira, Experte für Inklusion bei Licht für die Welt, erklärt:
“Ein eigener Job und eigenes Einkommen sind der Schlüssel zu Würde, Respekt und echter Unabhängigkeit. Beschäftigung öffnet Türen zu wichtigen Dienstleistungen, von der Gesundheitsfürsorge bis zur Bildung, und ermöglicht es dem Einzelnen, einen sinnvollen Beitrag für die Gemeinschaft zu leisten.”
Das Recht auf menschenwürdige Arbeit gehört zu den grundlegenden Menschenrechten. Doch Menschen mit Beeinträchtigungen wird dieses Recht oft verwehrt.

Wenn Vorurteile und Barrieren im Weg stehen
Sieben von zehn Menschen mit Beeinträchtigungen weltweit sind am Arbeitsmarkt inaktiv. Das heisst, sie haben weder Arbeit, noch sind sie als arbeitslos gemeldet. Bei Menschen ohne Beeinträchtigungen sind es lediglich vier von zehn.
Dass so viele Menschen mit Beeinträchtigungen nicht arbeiten, liegt keinesfalls daran, dass sie nicht arbeiten wollen oder können. Vielmehr sind es äussere Umstände, die Ihnen den Weg zu erfüllender, selbstbestimmter Arbeit erschweren:
Oft stossen Menschen mit Beeinträchtigungen auf Vorurteile und die Arbeit wird ihnen nicht zugetraut, obwohl sie bestens dafür qualifiziert sind. Oder sie erfahren erst gar nicht von Jobausschreibungen, weil Informationen nicht in inklusiver Sprache verfügbar sind. Manchmal ist der Arbeitsweg oder das Gebäude nicht barrierefrei zugänglich. Und selbst wenn sie eine Anstellung finden, werden Menschen mit Beeinträchtigungen in der Regel schlechter bezahlt und müssen in Krisenzeiten häufiger mit Kündigungen rechnen.
Arbeit ermöglichen ist keine Wohltätigkeit
Licht für die Welt ist davon überzeugt, dass jeder Mensch ein Recht darauf hat, seine Träume zu verwirklichen und selbstbestimmt für sich und seine Familie zu sorgen. Und auch die Gesellschaft profitiert davon, wenn Menschen mit Beeinträchtigungen am Arbeitsmarkt aktiv sind:
“Wenn Menschen mit Beeinträchtigungen wirtschaftlich unabhängig sind, verändern sie nicht nur ihr eigenes Leben, sondern leisten auch einen aktiven Beitrag zu ihren Familien, Gemeinden und sogar zum nationalen BIP. Das ist keine Wohltätigkeit, sondern Gerechtigkeit, Gleichheit und intelligente Wirtschaft! Eine Gesellschaft, in der jeder – unabhängig von seinen Fähigkeiten – die Möglichkeit hat, sich zu entfalten, ist eine Gesellschaft, die prosperiert.”, bringt es Ambrose Murangira auf den Punkt.
Ihre Spende leistet Hilfe zur Selbsthilfe
Licht für die Welt setzt sich für die wirtschaftliche Ermächtigung von Menschen mit Beeinträchtigungen ein. Weil Almosen nicht die Lösung sind, sondern wahre Veränderung durch Selbstermächtigung entsteht! So haben zum Beispiel 19.537 Menschen im vergangenen Jahr mit Unterstützung von Licht für die Welt ein Training absolviert, um selbstbestimmt arbeiten zu können. Ebenfalls wurden 310 Organisationen in Inklusion fortgebildet.
Manchmal braucht es nicht viel, um das Leben eines Menschen zu verändern: Für nur 490 Euro ermöglichen Sie einem jungen Erwachsenen mit Beeinträchtigung ein kleines Unternehmen zu starten, zum Beispiel ein Geschäft, eine Hühner- oder Schafzucht oder eine Bäckerei.

James Udodioy hat das Startkapital und der Kurs für Unternehmensführung dabei geholfen, ein erfolgreiches Geschäft für Kindermode zu eröffnen. Der 40-jährige Mann aus dem Südsudan lebt seit einer Polio-Erkrankung als Kind mit Beeinträchtigungen. Das hält ihn nicht davon ab, geschäftstüchtig zu sein: Er kauft seine Ware auf einem grossen Markt, der weit weg ist, ein und verkauft sie dann an seinem Stand weiter.
„Ich wollte immer mein eigenes Geschäft haben. Es ist besser, als am Strassenrand zu betteln, das hätte leicht passieren können, wenn ich nicht Hilfe durch das Projekt bekommen hätte. Jetzt bin ich glücklich und sehr stolz auf meine Unabhängigkeit. Ich kann meine Familie ernähren mit meinem Einkommen.“
Inklusionsberater*innen bauen Brücken und durchbrechen Barrieren
Eine weitere erfolgreiche und nachhaltige Massnahme von Licht für die Welt ist die Ausbildung von Menschen mit Beeinträchtigungen zu Inklusionsberater*innen: In dieser Rolle bauen sie Brücken zwischen Arbeitnehmer*innen mit Beeinträchtigungen und Arbeitgeber*innen, wie Unternehmen, öffentlichen Einrichtungen oder NGOs. Sie unterstützen beide Seiten mit Schulungen zu Inklusion, Gebärdensprache, dem Einsetzen von persönlichen Assistent*innen und inklusiven Bewerbungsverfahren. Ausserdem vermitteln sie die nötigen technischen Kompetenzen zum Verwenden der richtigen Hilfsmittel, wie etwa Lesegeräte für Bildschirme.
Über 100 Inklusionsberater*innen in elf Ländern wurden bereits ausgebildet. Und diese erfüllen noch eine weitere wichtige Funktion: Als Vorbilder zeigen sie, dass Menschen mit Beeinträchtigungen Talente haben und abwechslungsreiche Jobs machen können. Das macht anderen Menschen mit Beeinträchtigungen Mut und zeigt Arbeitgeber*innen, dass Beeinträchtigungen kein Ausschlussgrund für neue Mitarbeiter*innen ist.
Im folgenden Video geben Licht für die Welt Inklusionsberater*innen Tipps, welche kleinen Veränderungen jeder Mensch in seinem Alltag vornehmen kann, um Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen zu fördern:
Inklusion ist kein Randthema
Übrigens… Wenn Sie denken, Beeinträchtigung sei ein Randthema und betreffe nur einen kleinen Prozentanteil aller Menschen, dann irren Sie sich: Tatsächlich lebt jeder sechste Mensch weltweit mit einer Beeinträchtigung. Das sind etwa 1,3 Milliarden Menschen! Und es kann jede*n treffen: Die meisten Beeinträchtigungen entstehen im Laufe des Lebens, etwa durch einen Unfall, eine Krankheit oder fehlende medizinische Behandlung. Nur eins von 33 Kindern wird bereits mit einer Beeinträchtigung geboren.